Landschaftsökologischer Lehrpfad

Der landschaftsökologische Lehrpfad „Naturspur am Altarm der Saar“ versucht, Ihnen das Dorf – seine Ökologie und Geschichte – sowie die  umgebende, typische Landschaft auf unterhaltsame Art und Weise näher zu bringen.Der Wegverlauf ist mit Wanderzeichen durchgehend ausgeschildert  und auch die einzelnen Stationen sind im Gelände deutlich gekennzeichnet. Dieser etwas „andere Lehrpfad“ beschreibt nicht nur das Dorf und die Landschaft, sondern gibt auch Tipps zum Bestimmen von Tieren und Pflanzen und weitere nützliche Hinweise, wie z.B. Rezepte für Öle und Marmeladen aus Wildfrüchten.

Die Themen des Lehrpfades:

  • Das Dorf
  • Der Fluss
  • Der Wald
  • Die Kiesgruben

Projektbeschreibung

1. Hintergrund des Projektes
Das Projekt war Teil eines Moderationsverfahrens im Rahmen der Dorferneuerung und diente vor allem der besseren Einbindung des Ortes in das Naturschutzgebiet „Wiltinger Saarbogen“ in die Landschaft bzw. die Verankerung des Faktors „Natur erleben“ im Bewusstsein der Bevölkerung und im Tourismuskonzept der Ortsgemeinde.

Die Idee stammt aus Gesprächen des Ortsbürgermeisters mit der Biotopbetreuerin des Naturschutzgebietes über eine sinn- und maßvolle Einbindung und Zugänglichmachung des Naturschutzgebietes für den „sanften Tourismus“.
Mit der Konzeption wurde die Landschaftsökologische Arbeitsgemeinschaft Trier beauftragt. Das Projekt wurde in enger Abstimmung mit dem Umwelt- und Kulturausschuss der Ortsgemeinde Kanzem durchgeführt.

2. Konzept und Maßnahmen
Ziel der Maßnahme war die Einbeziehung des Naturschutzgebietes in das Tourismuskonzept der Ortsgemeinde und die gleichzeitige Besucherlenkung in weniger störungsempfindliche Bereiche des Naturschutzgebietes.

Zielgruppen sind sowohl die Bevölkerung vor Ort als auch Touristen, Schulklassen, Naturliebhaber usw.
Die finanzielle Förderung des Projektes erfolgte durch:

  • Mittel aus der Dorferneuerung
  • Biotoppflegemittel des Landes
  • Eigenmittel des VESO und der Ortsgemeinde
  • Zuschüsse der Verbandsgemeinde
  • Fördermittel des Naturparks Saar-Hunsrück

Es ist eine Begleitbroschüre zum Lehrpfad erschienen, die bei den Touristinformationen Konz und Saarburg sowie bei der Ortsgemeinde erhältlich ist.

3. Besonderheiten des Projektes
Der entstandene Lehrpfad hebt sich durch seine Konzeption ohne „Möblierung der Landschaft“ von anderen Lehrpfaden ab.

Das Projekt hat in mehrfacher Hinsicht Vorbildcharakter:

  • Es zeigt Möglichkeiten für den naturverträglichen Tourismus im Naturschutzgebiet auf
  • Es zeigt die Möglichkeit einer Mischfinanzierung aus verschiedenen Richtungen (Dorferneuerung, Biotopberatung, Naturpark, Eigenleistung)
  • Es weist Lokale-Agenda 21-Charakter auf

4. Entscheidende Erfolgsfaktoren

  • Glaubwürdige Entscheidungsträger, die klar formulieren, dass sie das Projekt wollen und es forcieren
  • Einflussreiche, überzeugende und motivierende Multiplikatoren
  • Prozesskompetenz: Projektmanagement, Strategien, gesellschaftlich-politisches Wissen
  • Interessierte und kompetente Mitglieder des Arbeitskreise bei Planung und Ausführung

 

Broschüre zum Lehrpfad

Inhalt und Stationen:

1. Das Dorf: Begegnung von Geschichte und Natur
2. Die Alte Schule
3. Kiesgruben – Die Natur kehrt zurück
4. Für alles ist ein Kraut gewachsen …
5. Von Schifffahrt und Fischfang
6. Auf den Kuppen, da steht der Wald …
7. Vögel, Viez und Viehweiden
8. Von Reben, Wein und steilen Hängen

Die Nummern der Kapitelüberschriften 1. – 8. stimmen mit den Stationspfosten im Naturpfadgelände überein.

Pfadlänge:
6 km langer Rundweg, variabel in den Möglichkeiten der Abkürzung bzw. Rückkehr zum Dorf/Ausgangspunkt

Ausgangspunkte:
Im Dorf: Parkplatz an der Kreuzung Saarstraße / Im Krahnen
oder Staustufe Kanzem

Auszug aus der Lehrpfad-Broschüre:

Im Pflanzgarten wurden einige typische Gehölzarten, die in den Hecken und Gebüschen in unserer Kulturlandschaft zu finden sind, angepflanzt. Früher waren Hecken und Gebüsche bei uns weit verbreitet. Die Weiden wurden statt von Stacheldrahtzäunen von Hecken umgeben und einzelne Bäume auf den Weiden ließ man bewusst als Schattenbäume für das Vieh stehen. Die Blüten und Beeren der Sträucher bereicherten den Speiseplan in der Küche auf vielfältigste Weise. Schlehen und Holunderbeeren sind in letzter Zeit wiederentdeckt worden und werden wieder vermehrt gesammelt, um daraus Saft, Gelee oder Likör herzustellen.
Die beschriebenen Gebüsche beherbergen einen großen Teil der bei uns vorkommenden Gehölzarten, die auf Grund
ihres Lichtbedürfnisses sonst nur an den Waldrändern anzutreffen sind. Je vielfältiger der Aufbau eines Gebüsches
oder einer Hecke ist, desto artenreicher – vor allem an Tieren – sind sie. Bis zu 1500 Insektenarten können in einer
Hecke zu finden sein. Viele Kleinsäuger ziehen sich tagsüber hier zurück Als Ansitzwarte für Greifvögel, als Singwarte,
Brut- und Nahrungsplatz für eine Vielzahl von Vögeln sind diese Lebensräume von unschätzbarem Wert!

Wenn Sie vom Waldrand in Richtung Kanzem blicken, stehen auf den Wiesen überall verstreut Obstbäume, die allein
stehend ihre typische Wuchsform entfalten können. Die Streuobstbestände sind Zeitzeugen einer alten Kulturlandschaft. Wie wunderbar sieht es aus, wenn im Frühling in und um die Dörfer dieStreuobstbäume blühen! Was wäre auch heute noch der Frühling ohne die blühenden Obstbäume, die freistehend ihre ganze Form und Blütenpracht entwickeln können.
Mit den Streuobstwiesen schlug man zwei Fliegen mit einer Klappe: Neben dem anfallenden Obst kann man
die Flächen noch als Mähwiesen oder Weiden nutzen.

Wie kam es dazu, dass die nutzbringenden Bäume verschwanden?

Unrentabel gegenüber den Intensivkulturen, sagen die einen; im Wege standen sie den anderen bei der immer
intensiver werdenden Landwirtschaft. Das Land zahlte sogar bis in die 1970-iger Jahre eine Prämie für das Fällen
der Obstbäume, um einer Überproduktion entgegenzuwirken.
Im Rahmen der Aktion „Mehr Grün durch Flurbereinigung“ sind in den Jahren 1997/98 rund um Kanzem
etwa 1200 Obstbäume mit einheimischen standortgerechten Sorten neu angepflanzt worden, teilweise als
Baumreihen, teilweise als neue Streuobstwiesen. Des weiteren versucht man wieder verstärkt, regionaltypische
Produkte anzubieten: Obstbrände und Viez (Apfelwein).

Das Dorf

Bereits vor 2000 Jahren, zu römischer Zeit, lebten im Raum Kanzem, am Saarlauf, Menschen. Es gibt jedoch keine Zeugnisse mehr aus dieser Epoche zu sehen. Die erste urkundliche Erwähnung von Kanzem ist immerhin knapp 1000 Jahre alt und stammt aus dem Jahr 1030. Das älteste noch erhaltene Kanzemer Gebäude steht an der Kreuzung Saarstraße/Im Krahnen. Das Haus wurde im Laufe der Zeit stark verändert; auf die Gründungszeit weist eine bemalte Sandsteinplatte oben am Giebel hin. Dort findet sich auch der Namen des Erbauers, Johann Jacob Kneipff, und das Jahr des Hausbaus: 1663.

J.J. Kneipff war der Verwalter eines zur Domkirche von Trier gehörenden Weingutes in Kanzem. Es gibt in Kanzem eine Reihe herrschaftlicher Häuser aus unterschiedlichen Bauepochen, die darauf hinweisen, dass hier hochgestellte Leute wohnten. Die alten Häuser sind aus Schiefersteinen, Grauwacke oder Sandstein gebaut. Diese Steine kommen überwiegend aus der Umgebung: Schiefer und Grauwacke von den Saarhängen, Sandstein aus dem nur wenige Kilometern entfernten Wawern.
Kanzem ist auf Kies gebaut, und zwar auf den Steinen, die die Saar während der Jahrtausende aus den Vogesen herangeschafft und hier im Unterlauf abgelagert hat. Als Baumaterial findet man ihn im Ort wieder. So kann man noch manches schöne Natursteinpflaster aus Flusskieseln entdecken, besonders vor alten Häusern.

Haus Nr. 20 in der Saarstraße ist ein typisches Bauern- und Winzerhaus aus dem 19. Jahrhundert. Im mittleren Teil des Anwesens befindet sich die ehemalige Scheune, an einer Seite grenzt der Wohnteil an, an der anderen der Stall. Auf der anderen Giebelseite befindet sich ein schöner alter, ummauerter Garten. Im Sommer blühen hier zum Beispiel Stockrosen, Löwenmäulchen und kleinblütige Nelken.

Gelungene Hausrenovierungen kann man in Kanzem an vielen Stellen bewundern. Erfreulicherweise gibt es viele Beispiele für die Erhaltung und Umnutzung alter Bausubstanz nach den Richtlinien von Denkmalpflege und Dorferneuerung – entscheidende Pluspunkte für die Erfolge bei Dorfwettbewerben.

Zu Beginn der Kirchstraße, hinter dem Haus Nr. 5, befindet sich auf der linken Seite das Kanzemer Kriegerdenkmal, das in nationalsozialistischer Zeit eingeweiht wurde. Heute steht es als Mahnmal gegen Krieg, gegen die damals staatlich propagierte Diffamierung von Minderheiten und für die Freiheit der Kunst.

Auf der rechten Straßenseiteseite kommt die Katholische Pfarrkirche St. Marien in den Blick. Sie wurde 1814 am damaligen Ortsrand errichtet und ist danach mehrfach ausgebaut und instandgesetzt worden. Der massige Turm erinnert an romanische Bauformen.

Gegenüber der Kirche steht in parkartigem Gelände eine alte Villa. Sie wurde 1806 von Familie Rautenstrauch errichtet, die in Kanzem ein Weingut unterhielt.

Der Fluß

Nach der Schiffbarmachung der Saar durch die Kanalisierung in den 1970-er Jahren hat Kanzem Insellage: 4 Brücken führen in den Ort. Das letzte unberührte Teilstück der Saar, der etwa 6 km lange idyllische Altarm, fließt zwischen dem Schodener Wehr und der Staustufe Konz-Hamm direkt an Kanzem vorbei.
Ein schattiger Spazierweg führt vom Sportplatz aus unterhalb des Friedhofes am alten Dorfbrunnen vorbei bis zum Gasthaus „Zur alten Fähre“.

Altarm der Saar

Saarkanal

Eisschollen auf der Saar

Am Ufer wachsen Weidenbüsche, Stauden und einjährige Pflanzen wie Goldrute, Topinambur, Blutweiderich, Japanischer Knöterich und Indisches Springkraut. Die Saar ist an dieser Stelle seicht und im Sommer wachsen die großen, dunkelgrünen Teichbinsen inmitten des Flussbettes, während im Winter, bei Niedrigwasser, eisbedeckte Kiesbänke über die Wasseroberfläche hinausragen. Wer sich im Sommer in der Abenddämmerung auf eine Bank setzt, kann Fledermäuse bei der Insektenjagd oder beim Trinken aus der Saar beobachten und dem
Gesang der Nachtigallen lauschen.

Die Kiesgruben

Der vom Fluss  in hunderten von Jahren abgelagerte Kies und Sand werden als Baumaterial sehr geschätzt, und Kiesabbau hat in Kanzem, wie in vielen Orten in der Nähe von  Flüssen, eine lange Tradition. Zwischen Ort und Saar liegt eine Kette von  Kiesgruben in verschiedenen Abbaustadien. Die meisten von ihnen sind inzwischen stillgelegt, es entwickeln sich dort ganz unterschiedliche natürliche Biotope  mit kleinen Tümpeln, die z.T. mit Rohrkolben und Binsen dicht zuwachsen.

An Frühlingsabenden sind hier verschiedene Amphibienarten zu beobachten. Neben den kräftigen Sängern Grasfrosch und Kreuzkröte sind die unauffälligen Berg- und Teichmolche die häufigsten Arten.
An den Steilwänden der Kiesgruben brüten die seltenen Uferschwalben, die hier ihre Brutröhren graben. Wenn der Abbau beendet ist und in der Grube nichts mehr geschieht, siedeln sich nach und nach immer mehr Gehölze an, die besonders von Vogelarten wie Goldammer, Grünfink, Zilpzalp, Heckenbraunelle, Mönchsgrasmücke und anderen Gebüschbrütern gerne als  Niststätte angenommen werden.

Um die Kiesgruben als Lebensraum vieler Tier- und Pflanzenarten zu erhalten, müssen gezielte Maßnahmen zur Biotoperhaltung  ergriffen werden: Büsche werden gerodet, Boden umgelagert, Löcher gebaggert, so dass die wichtigsten Lebensstätten immer neu entstehen, wie es unter natürlichen Bedingungen auch geschieht. Die Abstimmungen mit Oberer und Unterer Landespflege, die Einhaltung landespflegerischer Begleitpläne durch die Kiesgrubenbetreiber und das Anlegen des landschaftsökologischen Lehrpfades “Naturspur am Altarm der Saar” haben u.a. dazu beigetragen, dass Kanzem im Jahr 1999 mit dem 1. Preis für “Besondere ökologische Leistungen in der Gemeinde” des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet wurde.

Kräuterbeete

Ayurveda-Kräuterbeet und Fährmann´s Kräutergarten

Das Kräuterbeet wurde in 2000 vom Ayurveda e.V. in Kooperation mit dem Bürgerservice Saarburg und der Ortsgemeinde nahe des Lehrpfad-Pflanzgartens angelegt. An einem beschaulichen Ort mit Blick auf die Weinberge des Kanzemer Altenberges und der Wiltinger Kupp sind etwa 30 verschiedene, zumeist heimische Heil- und Gewürzkräuter wie Pfefferminze, Kamille, Rosmarin, Salbei, Lavendel oder Pimpinelle, Beifuß und Sauerampfer angepflanzt.
Die Mauer aus Schieferbruchstücken lädt zum Schauen, Riechen und Verweilen ein.

Fährmann´s Kräutergarten

Ayurveda-Kräuterbeet

Der Wald

Der Wald ist in Kanzem, wie in den meisten Weinbaugebieten, auf die für den Weinbau unattraktiven nördlichen Hanglagen und Kuppen beschränkt. Der  Kanzemer Mischwald besteht vorwiegend aus Buche, Eiche, Lärche, Kiefer, Fichte und Douglasie, immer wieder unterbrochen durch lichtere Stellen, an denen die verschiedensten Kräuter wachsen oder Baumjungwuchs aufkommt.
Nicht nur der Lehrpfad führt durch den Wald oder am Waldrand entlang, sondern man kann ihn mit  herrlichen Aussichtspunkten auf das benachbarte Wiltingen, auf Ayl-Biebelhausen oder das Wawerner Bruch auf einer Strecke von etwa 7 km vollständig umrunden.

Weitere Informationen zum Lehrpfad entnehmen Sie bitte der hierzu erstellten Broschüre.

Die Broschüre ist erhältlich
– bei den Verkehrsämtern Konz, Trier und Saarburg
– bei der Gemeindeverwaltung Kanzem, Ortsbürgermeister J. P. Mertes
Gartenstr.7, 54441 Kanzem, Tel. (06501) 608167
– in allen Geschäften in Kanzem